15 - Die Memoiren des Grafen by Agatha Christie

15 - Die Memoiren des Grafen by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T19:17:38+00:00


17

Die Leichenschau fand am folgenden Morgen statt. Inspektor Battle und der Leichenbeschauer hatten mit Unterstützung des Polizeichefs das Verfahren so weit verkürzt wie nur irgend möglich.

Gleich nach der Leichenschau verschwand Anthony unauffällig. Seine Abreise war der einzige Lichtblick des Tages für Bill Eversleigh. George Lomax hatte sich in den Gedanken verrannt, dass immer noch peinliche Gerüchte entstehen könnten, und war deshalb sehr ermüdend gewesen. Miss Oscar und Bill mussten unentwegt zu seiner Verfügung stehen. Als er sich endlich am Samstagabend zurückziehen konnte, war er völlig erledigt. Den ganzen Tag hatte er Virginia nicht gesehen, und er fühlte sich gekränkt und missbraucht. Gott sei Dank hatte sich wenigstens dieser Kerl aus den Kolonien verflüchtigt, der Virginias Gesellschaft viel zu häufig beansprucht hatte. Bill fühlte tiefes Bedauern mit sich selbst, als er einschlief. Doch im Traum wurde ihm Trost gewährt, denn er träumte von Virginia. Ein großer Autobus fuhr vor, und Virginia entstieg ihm am Arm des kahlköpfigen Barons. Sie trat auf Bill zu und schüttelte ihn am Arm. «Bill», rief sie, «o Bill!» Sie schüttelte ihn stärker. «Bill», sagte sie nochmals, «wach auf! O bitte, wach auf!»

Ganz benommen fuhr er hoch. Er lag in seinem Schlafzimmer in Chimneys. Aber ein Teil seines Traumes blieb bestehen: Virginia neigte sich über ihn und wiederholte:

«Wachen Sie auf, Bill! Bitte, wachen Sie doch endlich auf!»

«Hallo», sagte Bill schlaftrunken und setzte sich im Bett auf.

«Was ist denn los?»

Virginia seufzte erleichtert.

«Gott sei Dank, ich dachte schon, ich würde Sie nie wach kriegen. Ich habe Sie immer wieder geschüttelt. Sind Sie jetzt wirklich wach?»

«Ich glaube doch», meinte Bill zweifelnd. «Und ich muss Ihnen sagen, dass ich Ihr Benehmen sehr undamenhaft finde. Das gehört sich nicht für eine anständige junge Witwe.»

«Seien Sie kein Idiot, Bill! Es geschehen merkwürdige Dinge.»

«Was für Dinge?»

«Merkwürdige – im Ratssaal. Ich glaubte, das Schließen einer Tür zu hören und ging hinunter. Und dann sah ich Licht im Ratssaal. Ich schlich den Korridor entlang und spähte durchs Schlüsselloch. Viel konnte ich nicht sehen, aber das Wenige genügte mir. Und plötzlich hatte ich das Gefühl, dass ich einen netten, starken Mann zur Seite habe müsste. So kam ich hierher und versuchte Sie aufzuwecken. Aber es hat ewig lange gedauert, bis ich Sie so weit hatte.»

«Ich verstehe», sagte Bill. «Und was soll ich jetzt unternehmen?

Hinuntergehen und die Einbrecher angreifen?»

«Ich bin gar nicht sicher, dass es sich um Einbrecher handelt, Bill.

Aber wir dürfen keine Zeit verlieren – stehen Sie auf!»

Bill kroch gehorsam aus dem Bett.

«Warten Sie, bis ich Schuhe angezogen habe – die schweren, genagelten Stiefel. Wie nett und stark ich auch sein mag – gegen Einbrecher kämpfe ich nicht gern barfuß.»

«Können wir jetzt gehen?», fragte Virginia.

«Ich bin bereit», sagte Bill. Er hüllte sich in seinen Hausmantel und ergriff ein Schüreisen vom Kamin.

«Die klassische Waffe», grinste er.

«Los», flüsterte Virginia, «und machen Sie kein Geräusch.»

Sie schlichen aus dem Zimmer, den Korridor entlang und die breite Freitreppe hinunter. Virginia runzelte die Brauen, als sie unten ankamen.

«Ihre Stiefel knirschen, Bill.»

«Nägel sind Nägel», bemerkte Bill. «Ich gebe mir alle Mühe.»

«Sie müssen sie ausziehen», erklärte Virginia fest.



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